Teil 1: Einleitung und rechtliche Aspekte

Kurzbeschreibung: Eine Lüftungsanlage rechnet sich nicht über die Energieeinsparung. Hauptgrund für den Einbau einer Anlage ist vielmehr das Wohlbefinden bzw. die Gesundheit durch frische Luft und in zweiter Linie die Vermeidung von Bauschäden. Die Luftqualität in Innenräumen im Wohnbereich wird – im Gegensatz zur Außenluft – von niemandem seitens staatlicher Seite kontrolliert, man ist selbst dafür verantwortlich. Warum lüften wir?
Eine Serie in fünf Teilen. Teil 1: Einleitung und rechtliche Aspekte

Peter Tappler:
Eine gute Innenraumluft ist in erster Linie frei von Stoffen, die Menschen schädigen können, das ist einmal eine ganz wichtige Forderung. Das beinhaltet die Freiheit von organischen Stoffen, soweit das geht, die Freiheit von Gerüchen. Man hat das nicht immer so gesehen, Gerüche sind ein Hauptgrund von Befindlichkeitsstörungen in Räumen. Von Partikeln, von mikrobiellen Bestandteilen wie z.B. Schimmelpilzsporen, Schimmelpilzbestandteilen. Und was ebenfalls wichtig für eine unter Anführungszeichen gesunde Raumluft ist, ist eine entsprechende Temperatur und eine entsprechende Luftfeuchtigkeit.
Dieser erste Teil der Reihe zu Lüftungstechnik liefert Ihnen für sich selbst, aber auch für Ihre Kunden gute Gründe, warum man eine Lüftungsanlage einbauen sollte.

Denn, warum soll man eine Anlage einbauen lassen, als Kunde, oder warum sollten Sie als Architekt oder Installateur eine solche Anlage vorschlagen, wenn Sie eigentlich denken: "Eine Lüftungsanlage? - Das Geld könnte man sich wirklich sparen!"

De facto raten einige Architekten, Planer und Installateure davon ab, z. B. in entscheidenden Vorgesprächen zur Haustechnik mit Kunden bzw. mit dem Bauherrn.

Für Energiesparfanatiker ist dabei wichtig: Hauptargumente für eine Lüftungsanlage sind hier das Wohlbefinden bzw. die Gesundheit, in zweiter Linie die Vermeidung von Bauschäden - und erst in dritter Linie die Energieeinsparung! Das ist auch erste Antwort auf die ewig gleiche Frage: "Wann rechnet sich das?".

Zuerst holen wir daher etwas weiter aus, und beschäftigen uns damit, warum wir überhaupt lüften sollen bzw. müssen.

Luft ist ein Lebensmittel. Sie ist daher etwas sehr Kostbares, mindestens ebenso kostbar wie Wasser und Nahrungsmittel.

Seit Jahrhunderten werden lungenkranke Leute auf Luftkur ins Gebirge oder ans Meer geschickt. Auch heute hat Gebirgsluft bei der Bewertung der Luftqualität in sogenannten decipol, die höchste Luftqualität, bessere Luft gibt es nicht. Die Luftqualität hat also nachweislich Einfluss auf unsere sogenannte "Befindlichkeit" bzw. Gesundheit, das ist seit langem bekannt.

Luft, die wir atmen, soll also logischerweise sauber sein. Wir machen uns daher sehr viel Gedanken über das bekannte Thema der "Luftreinhaltung". Aber diese Reinhaltung betrifft in letzter Konsequenz meistens die Außenluft, als Grundstoff, wie er für alle verfügbar ist.

Was wir dann im Innenraum mit der Außenluft machen, ist eine andere Frage. Vergleichen Sie die Situation mit der Wasserreinhaltung: Sauberes Wasser wird bis an den Anschluss an die Wasserleitung eines Gebäudes von den Wasserwerken zur Verfügung gestellt. Was man dann mit dem Wasser macht, liegt in der Eigenverantwortung des Bewohners.

So ist es auch bei der Luft: Nur bei der Außenluft kontrolliert der Staat konsequent die Reinheit und setzt gegebenenfalls Maßnahmen, auch Zwangsmaßnahmen. Gesetzliche Regelungen zur Innenraumluftqualität gibt es bei Arbeitsstätten, und dort zu Schadstoffen, die als Arbeitsstoffe verwendet werden. Regelungen dazu sind jene wie die Arbeitsstättenverordnung und das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz sowie die Vorgaben der Bauordnungen der Länder in Hinblick auf Innenraumlufthygiene.

Dazu der Leiter eines Büros für Innenraumluftanalytik, Peter Tappler:

Peter Tappler:
Es gibt Grenzwertregelungen in Österreich ausschließlich an Arbeitsstätten, an denen mit gesundheitsschädlichen Substanzen gearbeitet wird, das sind die sogenannten MAK Werte oder TRK Werte. In allen anderen Innenräumen, sei es Büro oder auch privater Innenraum, gibt es keine gesetzlich festgesetzten Werte. Es gibt Richtwerte, die im Behördenverfahren, und auch im Sachverständigenverfahren angewendet werden, aber sie sind per se keine Grenzwerte.
Die Sicherstellung einer guten Luftqualität im Privatbereich, also im Wohnbereich, und dort im Alltag liegt also komplett in der Verantwortung der Bewohner.

Für maximale Schadstoffkonzentrationen gibt es hier zwar Richtwerte, um die Qualität im Falle einer Beschwerde oder einer Klage zu beurteilen. Diese Richtwerte werden aber im Normalfall, wenn es also keine Beschwerde gibt, nicht von Dritten kontrolliert. Kurz: Niemand kommt einfach so und mißt die Luftqualität bei Ihnen zu Hause, außer Sie oder jemand Dritter verlangen das explizit und bezahlen dafür.

Innenluft im Wohnbereich ist also grundsätzlich "Privatsache". Privatsache in dem positiven Sinn, dass ich mir das selbst zurechtlegen kann, das gilt aber nur für jene, die ihr Leben auch wirklich aktiv gestalten können.
Denken Sie an die vielen Passivraucher und vor allem an Kinder, die dazu nicht in der Lage sind bzw. oft nicht gefragt werden. Denken Sie auch an die Innenluft in anderen geschlossenen Räumen wie vor allem in Autos. Insbesondere für Kleinkinder, für Kranke und andere empfindlichere Personengruppen ist durch ihre vergleichsweise lange Aufenthaltsdauer in bestimmten Innenräumen die Qualität der dortigen Innenraumluft wesentlich.

Während es also für den Bereich der Innenraumluft, abgesehen von bestimmten Arbeitsstätten, keine verbindlichen Regelungen für die Luftqualität gibt, verbringen wir gerade hier einen Großteil unserer Lebenszeit, nämlich mehr als 90%.

Teil 2: Menschliche Emissionen

Kurzbeschreibung: Die Hauptquellen für Emissionen im Wohnbereich sind die Bewohner selbst. Die Intensität, mit der wir Schadstoffe abgeben, ist an unseren körperlichen Aktivitätsgrad, gemessen in "met", gebunden. Warum lüften wir - Teil 2: Menschliche Emissionen

Ing. Wolfgang Leitzinger:
Die Lunge ist das größte Ausscheidungsorgan des Menschen. Die Lunge und auch die Haut ist ein großes Ausscheidungsorgan, was wir aber nicht bewusst wahrnehmen.
"Es menschelt", "ich kann Dich nicht mehr riechen", "hier riecht's wie in einem Stall".
Das sind bekannte Aussprüche bzw. Redensarten, die eines sofort deutlich machen: Lebewesen erzeugen körperliche Ausdünstungen, die von anderen Lebewesen als unangenehm wahrgenommen werden können.
Es braucht dafür keinen wissenschaftlichen Nachweis, es genügt ein Besuch in einer Schulklasse im Winter am Ende einer Mathematikstunde (jedenfalls in einem Bau ohne Lüftungsanlage), oder in der Garderobe eines überbelegten Fitnessstudios zur Spitzenzeit.

Was dünsten wir aus?
Wolfgang Leitzinger, Lüftungsplaner und Mitinitiator der Plattform komfortlüftung.at, nimmt dazu Stellung:

Ing. Wolfgang Leitzinger:
Es sind also im Prinzip die Begleitstoffe.
Das heißt flüchtige organische Verbindungen wie zum Beispiel Aceton oder Aldehyde, die dazu führen, dass wir bestimmte Unbehaglichkeit verspüren.
Aceton hat sicher den größten Anteil und dann gibt es ca. 100 verschiedene chemische Stoffe, die relativ schwer zu messen sind. Was wir aber gut messen können, ist CO2 und dieses Kohlendioxid ist dann ein Maß für die Raumluftqualität, in Räumen, wo sich Menschen aufhalten.
Die folgende Liste an Vorgängen um und am Menschen stammt aus dem Allgemeinen Teil der "Richtlinie Zur Bewertung Der Innenraumluft" aus dem Jahr 2011.

Erstens: Aus der Atmung kommen Kohlenstoffdioxid, das wir ja daher für die Belastung der Innenraumluft als Indikator heranziehen, Wasserdampf, körpereigene Geruchsstoffe, Geruchsstoffe aus Lebensmitteln; Bakterien und Viren.
Zweitens: Aus der Transpiration, also aus dem Schwitzen, kommen Wasserdampf und bekanntermaßen Geruchsstoffe.
Drittens: Aus Verdauungs- und Ausscheidungsvorgängen kommen Darmgase, Geruchsstoffe und Zersetzungsprodukte aus Exkrementen bzw. aus krankhaften Absonderungen, weiters Bakterien und Viren, sowie allergener Staub, also Staub, der Allergien hervorruft.
Viertens: Aus Haarausfall und der sogenannten "Hautabschilferung", dem Ablösen von Hautschuppen, kommt allergener Staub.

Rein mengenmäßig untersuchte ein gewisser Wang 1975 den Zusammenhang zwischen der CO2 -Konzentration und menschlichen Ausscheidungen genauer, konkret in einem Klassenzimmer - also am Beispiel Schulen - und stellte dabei fest, dass die vier der Menge nach dominierenden Verbindungen in den Körperausdünstungen etwa zwei Drittel der gesamten Menge an flüchtigen organischen Substanzen ausmachen. Dabei handelt es sich um Aceton, um Buttersäure, die für den typischen Schweißgeruch sorgt, sowie um Ethanol und Methanol.

Wolfgang Leitzinger, Vortragender bei der öst. Ausbildung zum zertifizierten Lüftungstechniker, erläuterte einmal ein bewährtes Vortragsmittel, um den hygienischen Aspekt der Lüftung drastisch vor Augen zu führen.

Man drückt einem Kursteilnehmer ein Plastiksackerl in die Hand mit der Aufforderung: "Blasen Sie da mal hinein, halten Sie das Sackerl zu und geben Sie es an Ihren Sitznachbarn weiter." Den Sitznachbarn fordert man dann auf: "So, und Sie atmen das bitte ein!". Das macht dann verständlicherweise kaum jemand.
Die anschauliche Lektion ist: "Sehen Sie, und im Prinzip machen wir aber genau das in ungelüfteten Räumen! Wir atmen die Luft mit den Ausscheidungen der anderen Personen, die sich im Raum befinden, ein."

Wie intensiv dünsten wir aus

Abgesehen davon, dass das von Mensch zu Mensch verschieden ist, hängt die Rate, mit der wir Ausdünstungen abgeben, natürlich von unserer momentanen bzw. kurz zurückliegenden körperlichen Aktivität ab. Für Planungszwecke möchte man diese Ausdünstungsrate über die körperliche Aktivität gerne quantifizieren können, um Lüftungsanlagen für Wohnzwecke, Büros oder, um das oben gegebene Beispiel aufzugreifen, Fitnessstudios, dimensionieren zu können.

Die körperliche Aktivität und damit die Rate an Ausdünstungen, ist an den Energieumsatz im Körper gebunden. Er ist ein Maß für unseren Stoffwechsel. Ebenfalls an den Energieumsatz gebunden ist die Wärmeentwicklung und -abgabe des Menschen. Je mehr wir uns bewegen, je mehr wir arbeiten, desto mehr Wärme geben wir ab.
Daher wird die menschliche Wärmeabgabe dafür genutzt, um den Aktivitätsgrad eines Menschen so zu definieren, dass man ihn auch leicht messen kann. Die zugehörige Einheit des Aktivitätsgrades ist ein met.
Ein met, das ist eine spezifische Einheit, nämlich die flächenbezogene Wärmeleistung. Ein met entspricht 58 Watt pro Quadratmeter Hautoberfläche (vergleichbar mit einer stärkeren Glühbirne). Diese 58 Watt pro Quadratmeter Hautoberfläche entsprechen der Stoffwechselrate eines normal bekleideten, entspannt sitzenden Menschen. Die Wärmeproduktion als absolute Leistung (also nicht mehr pro Quadratmeter Körperoberfläche) eines ruhenden Menschen liegt in der Größenordnung von ca. 80 bis 100 Watt.

Für eine normale Arbeitstätigkeit in einem Büro oder zu Hause wird eine Stoffwechselrate von 1,2 met angenommen, also etwas mehr als für den "entspannt sitzenden" Menschen.

In die absolute Produktionsrate von Ausdünstungen insgesamt, darunter auch das CO2, geht natürlich die Körpergröße des Menschen ein bzw. der Umstand, ob es sich um ein Kind oder um einen Erwachsenen handelt.

Teil 3: Emissionen aus unbelebten Stoffen

Kurzbeschreibung: Auch wenn keine Menschen in der Wohneinheit anwesend sind, muss eine gewisse Grundlüftung aufrechterhalten werden (Luftwechsel zwischen 0,1 und 0,2), da auch Baustoffe laufend Emissionen abgeben. Die Emissionsrate kann durch eine sorgfältige Wahl der verwendeten Materialien ("Chemikalienmanagement"), insbesondere der Oberflächenbeschichtungen und des Fußbodens, gesenkt werden. Diese Auswahl ist aber in der Praxis für den Planer im Detail sehr schwierig. Es gibt spezialisierte Firmen, die solche Aufgaben übernehmen. Warum lüften wir - Teil 3: Emissionen aus unbelebten Stoffen

Es ist auch erforderlich, Gebäude zu lüften, wenn keine Personen anwesend sind. Das ist die sogenannte "Grundlüftung". Warum?

Weil auch bei Abwesenheit von Personen entsprechende Emissionen aus den Textilien, aus den Möbeln ausdünsten und praktisch immer personenunabhängige Feuchtigkeitsquellen wie zum Beispiel Blumen, Wäsche oder einfach aufsteigende Feuchte da sind.
Eine gewisse personenunabhängige Grundlüftung ist also erforderlich. Die mechanische Lüftung soll sicherstellen, dass unabhängig vom Wetter und vom Bewohnerverhalten ausreichend Außenluft zugeführt wird bzw. verbrauchte Luft abgeführt wird.

Peter Tappler:
In der H6038 hat man einen Grundluftwechsel, das ist dieser gebäudebezogene oder materialbezogene Luftwechsel, von 0,2 pro Stunde.
Aus meiner Erfahrung kann der aber sehr stark unterschritten werden, wenn Sie entsprechende Baustoffe einbauen. Sie können durchaus auf 0,1 runtergehen, wenn Sie entsprechend bauen.


Sprecher 2/1:
Was sind nun die wesentlichen Emissionsquellen in Innenräumen?
Dazu der Leiter eines Büros für Innenraumluftanalytik, Peter Tappler:

Peter Tappler:
Aus unserer Sicht sind das die Materialien der Innenausstattung und dazu gehört vor allem der Fußboden, das sind die Schadstoffquellen Nummer eins in Innenräumen. Die Baustoffe selber eher wenig.
Es gibt einen Beitrag von Holzbaustoffen, die natürlich immer einen gewissen Beitrag liefern. Wobei im Moment sehr kontroversiell diskutiert wird, ob Terpene überhaupt als Schadstoffe gelten sollen, weil die ja in der natürlichen Umwelt vorkommen. Da gibt es Für und Wider.
Die einen sagen, das haben wir schon immer gehabt, das brauchen wir nicht anschauen, die anderen sagen, Natur ist nicht gesund. Das sind die beiden Pole, die man da beachten muss.
Aber angesehen von diesen Einzelfällen - zu den Einzelfällen gehören sicher auch Bautenanstriche für Abdichtungen, die lösemittelhältig sein können, ist das Gros der emittierten Substanzen aus der obersten Fläche. Bodenbelag, dessen Kleber, Holzwerkstoffe in Räumen mit ihren Klebern, Lacke, die entsprechend immer emittieren, egal ob das Waserlacke sind oder andere Lacke. Auch natürliche Beschichtungen, die immer etwas an die Raumluft abgeben. Man muss sich auch von dem Gedanken lösen, dass Natur gesund ist. Das ist definitiv nicht richtig.
All das ist wahrscheinlich, soweit wir wissen, hauptsächlich in den obersten paar Millimetern der raumumschließenden Flächen lokalisierbar.
Neben der Sicherstellung einer gewissen Grundlüftung ist auch Chemikalienmanagement von großer Bedeutung, um die Belastung mit Emissionen aus unbelebten Stoffen in Innenräumen zu minimieren. Für den Planer ist die richtige Produktwahl eine schwierige Aufgabe, weshalb der Rat von spezialisierten Firmen zur Umsetzung eines Chemikalienmanagements sinnvoll ist, wie Peter Tappler ausführt.

Peter Tappler:
Was sich in der Vergangenheit als sehr zielführend erwiesen hat, ist ein sogenanntes Chemikalienmanagement bei größeren Objekten. Dass man versucht, vor allem im Bereich der flüchtigen und sehr flüchtigen organischen Verbindungen, und auch im Bereich der Gerüche, eine Optimierung der Baustoffe herbeizuführen. Das ist durchaus möglich, Sie werden wahrscheinlich dann keine Häuser bekommen, in denen es keine flüchtigen organischen Verbindungen gibt, es gibt immer irgendwelche Quellen, aber Sie können optimieren.
Wenn Sie zum Beispiel lösemittelfreie Bautenanstriche verwenden. So kann man ein Gebäude durch die Auswahl der einzelnen Stoffe optimieren.
Der alleinige Einbau einer Lüftungsanlage reicht nicht unbedingt aus für eine ausreichende Senkung an Konzentration der Rauminhaltsstoffe. Es gibt aber eine Verbesserung (bei mechanischer Lüftung). Ein gutes Chemikalienmanagement bewirkt in der Regel ähnlich viel wie eine Lüftungsanlage. Am besten ist eine Kombination von Lüftungsanlage und Chemikalienmanagement.

Der Planer hats schwer. Der Planer kann sich nur auf eigene Erfahrung und die seiner Mitarbeiter verlassen, er kann auf geprüfte Baustoffe zurückgreifen. Es gibt Baustoffe, wo klar ist, dass die wenig emittieren.
Wenns ans Eingemachte geht, bei eher komplizierten Konstruktionen, dann wird's schwierig, Sie müssen wirklich jede einzelne Substanz in den Griff zu kriegen. Da gibt es spezialisierte Firmen, die nur das machen und nichts anderes, wie zum Bauxund.
Man kann auch Baudatenbanken verwenden, aber das ist ein steiniger Weg.

Wir machen sehr viele Musterraumuntersuchungen und überprüfen ÖGNB Bauten, ÖGNI Bauten.
Und alle, die kontrolliert untersucht worden sind, haben wesentlich bessere Emission. Und es gibt eine ganz aktuelle Studie, die zeigt deutlich, dass die mittlere Konzentration an Stoffen in qualitätsgesicherten Gebäuden deutlich niedriger als in nicht qualitätsgesicherten Gebäuden.
Es hat einen Sinn, nur es ist wirklich eine Spezialistenarbeit.

Teil 4: Wasserdampf als Luftbestandteil - ein potentieller "Bauschadstoff"

Kurzbeschreibung: Wasserdampf entsteht laufend im Gebäudeinneren und muss regelmäßig durch Lüftung abgeführt werden, sonst kann es, vor allem auch im Inneren der Wand- und Dachkonstruktion, zu Schäden durch Tauwasserausfall oder auch zu Schimmelbildung kommen. Insbesondere bei Sanierungen, z. B. nach einer Erhöhung der Luftdichtigkeit durch Fenstertausch, kommt es oft zu einer Überfeuchtung des Gebäudeinneren, weil hier noch sehr niedrige Oberflächentemperaturen an der Rauminnenseite durch Wärmebrücken zu finden sind. BewohnerInnen müssten nach der Sanierung eigentlich öfter aktiv lüften, tun dies aber fast nie. Eine Lüftungsanlage schafft Abhilfe. Warum lüften wir - Teil 4: Wasserdampf als Luftbestandteil - ein potentieller "Bauschadstoff"

Hoppla, fast hätten wir was vergessen. Ein weiterer Stoff, der abgeführt werden muss, ist ein scheinbar harmloser, ja ein auf den ersten Blick sympathischer, nämlich Wasserdampf, Wasser, sofern es im Raum Wasserdampfquellen gibt, was praktisch immer der Fall ist. Wasser ist direkt für den Menschen natürlich kein Schadstoff, aber indirekt über den Schimmel schon, genauso für das Gebäude.
Woher kommt die Feuchtigkeit?

Ing. Wolfgang Leitzinger:
Die entsteht im Prinzip bei der Nutzung der Wohneinheit, durch Duschen, Kochen, Pflanzen, den Menschen selbst natürlich, dann gibt's vielleicht noch spezielle Feuchtequellen wie zum Beispiel Aquarien etc.
Die ersten Wasserdampfquellen sind wir selbst, die Menschen, die beim Ausatmen 95% Luftfeuchte bei etwa 35 Grad Temperatur im Atem haben.

Die Luft geht durch unsere Lungen, unsere Nase, unsere Schleimhäute, bevor sie den Körper verlässt und reichert sich auf diesem Weg durch den Körper zu 95 % mit Wasserdampf an.

Das können wir im Winter sehen, wenn unser Hauch draußen zu Eis gefriert, zu Eisstückchen. Wenn wir in ein Plastiksackerl hineinblasen, dann beschlägt sich das Plastiksackerl zuerst innen, und bald wird es innen tropfen, so viel Wasserdampf blasen wir über unseren Atem hinein. Das gleiche machen wir mit der Wohnung: Würden wir überhaupt nicht oder zu wenig lüften, würden wir irgendwann die Fensterscheiben beschlagen sehen bzw. sehen wir sie ja auch in vielen Fällen beschlagen.

Diese Feuchte gehört abgeführt, weil sich diese Feuchte nicht nur auf den Fensterscheiben niederschlägt und dort kondensiert, sondern unter Umständen sich auch an anderen Bauteilen anlagert bzw. dort nicht mehr so leicht wegtrocknen kann.
Wasserdampf kann in die Wände eindringen, wenn die Wände nicht luftdicht gebaut sind bzw. die Bauanschlußfugen nicht dicht sind. Dann wird der Wasserdampf nämlich mit der hineinströmenden Luft in die Wände oder andere Bauteile hineintransportiert.
Wo die Innenraumluft also in die Wand hineingesogen wird, weil draußen der Wind weht, und damit ein Unterdruck entsteht, da gelangt der Wasserdampf in die Wände, in die Konstruktion.

Wasserdampf kann aber auch, ohne dass eine Luftundichtheit bestünde, einfach durch Wände, z. B. durch Holzwände, hindurch bzw. hinein diffundieren. Wasserdampf hat kleine Moleküle, diese können durch Materialien durchdiffundieren, und dann kühlt der Wasserdampf in der Wand ab in den Bereichen, wo es kühler ist und schlägt sich nieder, so wie er sich vorher auf einer Fensterscheibe niedergeschlagen hat.
Und wenn das über einen ganzen Winter passiert und in einem hohem Ausmaß, dann fängt es unter Umständen sogar sehr rasch an, nass zu werden und zu rinnen.
Daher muss die Feuchte möglichst bald, nachdem sie im Innenraum entstanden ist, durch den Atem, durch Baden, durch Wäsche waschen, durch Duschen, oder durch Blumengießen, mit der Raumluft aus dem Raum hinaus ins Freie geführt werden und im Gegenzug muss natürlich frische Luft von draußen herein geführt werden.

Der Lüftungsplaner Konrad Schmid nimmt zur Problematik der möglichen Überfeuchtung und Schimmelbildung Stellung:

Konrad Schmid:
(File FeuchteProblematik)
Wir haben grundsätzlich das Thema, dass wir deswegen Komfortlüftungsanlagen einbauen, weil die Wohnungen überfeuchten. Gerade im Mehrfamilienhaus-Bereich, die Genossenschaften haben deswegen Lüftungsanlagen akzeptiert, weil die ewige Diskussion, wer für den Schimmelfleck in der Wohnung verantwortlich ist, ad acta gelegt werden kann.
Der Nutzer darf normal wohnen, die Lüftungsanlage lüftet, und die Lüftungsanlage ist in einem normalen Bereich.
ohne Lüftungsanlage kann es zur Schimmelbildung kommen
Kranhaken im Gebäude findet man schlecht
Bei Luftfeuchtigkeiten über 65% Schimmel, Vergilben, Zersetzungsprozess
Luftfeuchtigkeit hat im Winter unter 50% zu liegen,
im Idealfall zwischen 35 und 45%, . . . und dadurch Schimmel entsteht.
Die relative Luftfeuchte sollte aber nicht nur nach oben hin begrenzt werden, sie sollte auch nicht auf zu tiefe Werte sinken.

Peter Tappler:
Mediziner sagen, dass 30% relative Luftfeuchte nicht länger unterschritten werden sollte, kurzfristige Unterschreitungen von 20% sollen vermieden werden.
Nach oben 50 bis 60% relative Luftfeuchte, Schimmelvermeidung, Kondensation an kälteren Flächen.
Schimmelbefall beginnt bei 80% Luftfeuchte an kalten Stellen, bedeutet 50-60% (Luftfeuchtigkeit) in der Raummitte.
Ab einer gewissen Luftfeuchte wird die Raumluft als schwül empfunden, Behaglichkeitsparameter, ab 60, 65% wird Luft als schwül empfunden.

Teil 5: Mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Schadstoffe in der Innenraumluft; Zusammenfassung

Kurzbeschreibung: In fast allen Fällen stellen Befindlichkeitsstörungen die schlimmste Beeinträchtigung dar, die durch Luft schlechter Qualität verursacht werden, also vor allem Kopfweh und Müdigkeit. Nur in seltenen Einzelfällen bestimmter Emissionen, die von unbelebten Stoffen ausgehen, kann auch die Wahrscheinlichkeit lebensbedrohlicher Krankheiten wie Krebs oder von Erbschäden am Fötus erhöht werden. Eine Lüftungsanlage ist ein Beitrag zur Gesundheitsvorsorge. Warum lüften wir - Teil 5: Mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Schadstoffe in der Innenraumluft; Zusammenfassung

Wie sehr kann "schlechte Luft" unser Befinden bzw. sogar unsere Gesundheit beeinträchtigen? Oder praktischer formuliert: Wie sehr kann man sich als Planer mit diesem Argument bei Kundengesprächen aus dem "Fenster lehnen", wenn es darum geht, die Vorteile einer Lüftungsanlage darzustellen?

Mögliche Schäden sind sehr umfassend in dem vom Lebensministerium herausgegebenen "Wegweiser für eine gesunde Raumluft" ab Seite 5 für verschiedene Schadstoffe angeführt.
Zuerst einmal daraus das Harmlosere.
Das sind Befindlichkeitsstörungen wie Kopfweh, Reizung der Augen und der Atemwege bzw. des Atmungstraktes, die Beeinträchtigung des Nervensystems, Geruchsbelästigung sowie Schleimhaut- und Bindehautentzündung.

Der Innenraumluftanalytiker Peter Tappler nimmt zur Frage von Befindlichkeitsstörungen bzw. gesundheitlichen Beeinträchtigungen aufgrund von Belastungen der Raumluft Stellung:

Peter Tappler:
Was sich in einer ganz aktuellen Studie herausgestellt hat, ist, dass es hauptsächlich um Befindlichkeitsstörungen geht. Also eine schlechte Lüftung wird sie kurzfristig nicht krank machen.
anthropogene Emissionen
man wird nicht ernsthafte Krankheit bekommen.
Was uns in dieser Studie aufgefallen ist, dass alle Stoffe, die von Materialien der Inneneinrichtung stammen . . . , in verringertem Ausmaß abgelüftet werden.
Richtwertüberschreitungen, wo es um Gesundheit geht, sind in belüfteten Räumen geringer.
Es geht langfristig in Richtung Gesundheitsvorsorge, kurzfristig um Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit und Behaglichkeit.

Wichtig ist auch zu erwähnen, damit hier keine Panik produziert wird:
Der mengenmäßig größte Teil jener Stoffe, die im Wohnbereich, in Schulen und Versammlungsräumen weggelüftet gehören, wird im Normalfall durch den Menschen selbst produziert, durch Körperausdünstungen. Und diese Stoffe, die der Mensch selbst emittiert, sind für den Großteil der Menschen nicht grundsätzlich gesundheitsschädlich, also nicht ernsthaft krankmachend, sie werden lediglich als unangenehm empfunden, sie stören unsere Befindlichkeit, man kann das auch als "Belästigung" bezeichnen.
Davon zu unterscheiden sind einzelne Stoffe, die von Baustoffen oder der Inneneinrichtung emittiert werden.

Stoffe aus diesen Quellen sind es, die zur Schädigung der Gesundheit beitragen können.
Mögliche gravierende Folgen schlechter Luftqualität, wie sie von speziellen Stoffen, die nicht aus dem Menschen kommen, hervorgerufen werden können, sind:
Asthma, Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen, Krebs, darunter Lungen- und Leberkrebs, generell erhöhte Sterblichkeit, zentralnervöse Funktionsstörungen, inneres Ersticken (bei Kohlenmonoxid), diverse langfristige gesundheitliche Schäden, Schädigung der Leibesfrucht (also Ungeborene in Schwangeren).
Der "Wegweiser für eine gesunde Raumluft" sagt zu Dosis und Einwirkungsdauer von Schadstoffen:
"Schadstoffe können durch ihre chemische oder physikalische Wirkung Mensch und Umwelt schädigen. Manche Stoffe werden erst ab einer gewissen Konzentration schädlich, andere sind bei langer Einwirkungsdauer schon in geringsten Mengen gefährlich. Wieder andere verstärken zusätzlich bestehende Belastungen (also erzeugen synergistische Wirkungen)."

Grundsätzlich besteht letztlich ein erhöhtes Risiko, wenn unzureichend gelüftet wird.

Warum lüften - zusammengefasst
Warum lüften wir - zusammengefasst

Erstens: Lüften, weil wir als Menschen verschiedene Schadstoffe anreichern im Rauminneren wie z. B. Aceton oder Formaldehyd. Das sind Körperausdünstungen, die abgeführt werden müssen, damit wir keine unangenehmen Symptome, sogenannte Befindlichkeitsstörungen, wie zum Beispiel Kopfweh bekommen.
Zweitens: Lüften, weil es neben dem Menschen im Innenraum verschiedene andere Schadstoffquellen gibt, die je nach Situation laufend Schadstoffe emittieren (zum Beispiel aus den Prozessen der Reinigung, des Staubsaugens, des Rauchens, durch Fußbodenbeläge, Farben und Lacke, usw.).
Drittens: Lüften, damit es drinnen nicht zu feucht wird, weil ja laufend Feuchtigkeit produziert wird.
Das sind die Hauptgründe, warum wir lüften müssen, wie auch immer wir es tun.

Der vierte Grund, der immer wieder landläufig angeführt wird, nämlich wir brauchten frischen Sauerstoff - das ist eigentlich der geringstwiegende Grund: Wir haben meistens noch genug Sauerstoff in der veratmeten Luft.

Die Notwendigkeit zu lüften, ist damit also beschrieben. Oder aber, um es ganz kurz zu machen bzw. es auf die eigene Erfahrung zu reduzieren:
Wenn Sie in den Supermarkt gehen und dort egal wohin, ob in die Gemüseabteilung oder Fleischabteilung - immer werden sie bei den heutigen Supermärkten die Empfindung absolut frischer Luft haben. Obwohl dort Lebensmittel gelagert werden. Die Ursache dieser hohen Luftqualität ist eine gut ausgelegte und geplante Lüftungsanlage.

Hilfreiche Quellen

  1. komfortlüftung.at. url: http://www.komfortlueftung.at. Kurzbeschreibung: Die Website ist die beste in Österreich verfügbare Onlinequelle für Professionisten und Endkunden was Lüftungstechnik im Bereich Wohnen und verwandte Bereiche betrifft. Unter den vielen kostenlosen Downloadfiles sind die 55 Qualitätskriterien für Komfortlüftungen – Einfamilienhaus (auch für Mehrfamilienhäuser verfügbar) ggf. am bekanntesten. Es finden sich hier weiters sehr gute Informationsdokumente ("Komfortlüftungsinfos") im "Proficenter-Bereich". Folgende Komfortlüftungsinfos sind mit 25.03.2016 gelistet: 1.) Was ist eine Komfortlüftung? 2.) Lüftungskonzepte EFH 3.) Luftqualität 4.) Normen, Gesetze, Verordnungen zum Thema Lüftung 5.) Gebäudevoraussetzungen (Luftdichte) 6.) Lüftung und Feuerstellen im Wohnraum 7.) Lüftung und Dunstabzug 8.) Hygiene bei Lüftungsanlagen 9.) Luftmenge - Luftfeuchte 10.) Luftmengenempfehlungen 11.) Luftmengenoptimierung - Kaskadennutzung 12.) Luftmengenoptimierung - Anpassung an den Bedarf 13.) Luftführung – Quell- oder Induktionslüftung 14.) Außenluftansaugung – Fortluftführung 15.) Frostfreihaltungsstrategien 16.) Erdwärmetauscher 17.) Luftleitungen und deren Dämmung 18.) Luftdurchlässe - Ein- und Auslässe, Überströmungen 19.) Wärmetauscher (mit und ohne Feuchterückgewinnung) 20.) Filter 21.) Schall 22.) Druckverluste und deren Optimierung 23.) Strombedarf und Energieeinsparung 24.) SFP von Lüftungsanlagen nach EN 13779 bzw. Anforderung lt. OIB 25.) Wirtschaftlichkeit 26.) Geräteauswahl 27.) Gesamteffizienz von Lüftungsanlagen 28.) Luftheizung + 9 Qualitätskriterien 29.) Einzelraumlüfter
  2. Silvia Baldinger, Ruth Baumann, Bernhard Damberger, Andrea Hanus-Illnar, Hans-Peter Hutter, Georg Palmisano, Joe Püringer, Michael Kundi, Jürgen Schneider, Peter Tappler, Rolf Boos und Karl Sturmwöhrer. Richtlinie Zur Bewertung Der Innenraumluft, Allgemeiner Teil. Arbeitskreis Innenraumluft Im Bundesministerium Für Land- Und Forstwirtschaft, Okt. 2011. url: https://www.bmlfuw.gv.at/umwelt/luft-laerm-verkehr/luft/innenraumluft/richtlinie_innenraum.html. Kurzbeschreibung: Die Richtlinie enthält mehrere Teile. Basis ist dabei der Allgemeine Teil. Dieser enthält neben einer Einführung einen Überblick über rechtliche Belange und wesentliche Festlegungen bezüglich der Ableitung von Richtwerten sowie der Messung und Bewertung von innenraumrelevanten Schadstoffen. In den schadstoffspezifischen Teilen, die sukzessive erarbeitet werden, erfolgt eine detailliertere Beschreibung einzelner Schadstoffe, wobei der Schwerpunkt auf einer Darstellung der chemischen Eigenschaften, des Auftretens und der Quellen sowie der Beschreibung ihrer gesundheitsrelevanten Wirkung liegt. Wo dies sinnvoll möglich ist, werden Richtwerte abgeleitet. Abgerundet werden diese Teile durch detaillierte praxisorientierte Vorgaben zu Erhebung, Messstrategie und Analytik. Die Richtlinie beschäftigt sich aber nicht mit Abhilfemaßnahmen, obwohl in einzelnen Fällen Hinweise in diesem Sinn gegeben werden. (aus der Beschreibung der Website des Lebensministeriums zitiert.)
  3. IBO - Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie. Wegweiser für eine gesunde Raumluft. Die Chemie des Wohnens. Österreichisches Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, März 2009. url: https://www.bmlfuw.gv.at/service/publikationen/umwelt/wegweiser_fuer_eine_gesunde_raumluft.html