"Grundvarianten der mechanischen Lüftung"

Ing. Wolfgang Leitzinger:
Es sind immer zwei Prozesse, d.h. einerseits Luft abführen, Luft zuführen, d.h wir sprechen dann von einer kontrollierten Lüftung, wenn wir zwei Luftrichtungen haben, einmal Zuluft, einmal Abluft.
Wenn wir uns jetzt darauf einigen, dass es im Grunde bei heutigem Lebensstil und Umweltbedingungen eine gute Sache ist, mechanisch zu lüften, wenn die Anlage technisch richtig ausgeführt wird, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, das zu realisieren. Im Wesentlichen können zwei hervorgehoben werden, was die Luftführung betrifft.

Am einfachsten saugt man aktiv Luft aus dem Innenraum ab und führt sie nach außen. Wenn man die Luft von innen absaugt, entsteht in bezug auf außen, auf die Umgebung, Unterdruck. Man saugt an der Wohnung an wie man an einem Plastiksackerl ansaugt. Im Gegensatz zum Plastiksackerl wird in die Wohnung Luft nachströmen. Von außen, durch Ritzen, denn wir können ja kein Vakuum in der Wohnung erzeugen.

Durch Ritzen jeglicher Art, an Stoßstellen, wo Wände einbinden, wo das Dach aufsitzt oder im Dach selbst, an den Fensterritzen (insbesondere bei schlecht schließenden Flügel), an verschiedenen Stellen im Haus wird Luft nachströmen. So kommt Außenluft in die Wohnung herein.
Dieses Prinzip des einfachen Luftabsaugens wird eine reine "Abluftanlage" genannt, reine Abluft-, weil nur Luft abgesaugt wird und die Abluft hinausgeführt wird - sonst nichts.
Es gibt also keine aktive Zuführung von Außenluft; die Luft strömt einfach nach.

Ein wesentlicher Nachteil soll bereits hier erwähnt werden, weil er lebenswichtig sein kann: Abluftanlagen, die ja Unterdruck im Raum erzeugen, und Feuerstätten (Öfen), die ihre Luft aus dem Aufstellraum beziehen, vertragen sich nicht! Das gilt auch für eine kleine WC-Abluftanlage!

Eine leicht verbesserte Variante der Abluftanlage ist, dass man nicht unkontrolliert Nachströmungen durch das Dach oder durch Ritzen bei den Fenstern hat, und es völlig der Außenluft überläßt, wo sie sich von außen ihren Weg durch die Gebäudehülle in den Innenraum sucht.
Man versucht, diese Nachströmöffnungen kontrolliert zu schaffen, also an kontrollierten Stellen absichtlich Löcher ("Luftdurchlässe") in die Gebäudehülle zu machen, um sicherzustellen, dass die meiste Luft, die nachströmt, vorwiegend über diese Löcher kommt. Dann weiß man wenigstens, wo der Großteil der Luft nachströmt, man kann die Öffnungen unter Umständen je nach Bedarf vergrößern oder verkleinern. Da gibt es zum Beispiel Lösungen, wo in Fensterstöcken solche Schlitze vorgesehen werden.
Löcher in der Gebäudehülle sind eigentlich immer ein Problem vor allem dann, wenn sie einen Direktkontakt von innen nach außen herstellen, wo man quasi einfach durchschauen kann.
Warum ein Problem? Weil man dort, wo im Winter kalte Luft hereinströmt, ein unangenehmes Gefühl hat: Es gibt unter Umständen Zuglufterscheinungen. Oder es ist zu laut (Schallproblem).

Solche Lösungen sind in jedem Fall nicht für den Neubau anzuraten. Sie sind eigentlich eher Notlösungen und kommen daher, wenn überhaupt, vorwiegend im Altbau im Einsatz. Im Altbau, im Bestand, ist man hinsichtlich der möglichen Lüftungslösungen eingeschränkt. Das nachträgliche Verlegen von Rohren, das Herstellen von Durchbrüchen durch Wände, das Umgehen von Unterzügen usw., ist aufwändig. Daher versucht man dort, die Zuluftleitung so weit wie möglich einzusparen, wenn es geht.

Schon höherwertiger bei mechanischen Lüftungsanlagen ist eine zweite, verbesserte Methode, bei der man das Nachströmen nicht dem Zufall, also den naturgegebenen Strömungsverhältnissen, überläßt, sondern bei der man gezielt einen (einzigen) Einlass für Luft von außen in die Wohnung schafft, einen Zulufteinlass, in dem ebenfalls ein Ventilator sitzt, der die Luft von außen in die Wohnung befördert. Und von dort dann weiter über ein Rohrsystem in die einzelnen Räume, die man direkt mit Frischluft versorgen will.

Das ist eine Zuluft-/Abluftanlage und entspricht - bis auf den bis jetzt noch nicht erwähnten Wärmetauscher - dem Prinzip der heutigen so genannten Komfortlüftung im Wohnbereich. Man hat einen Ventilator und einen definierten Auslass für die Abluft und andererseits einen Lufteinlass in die Wohnung mit einem Ventilator für die Zuluft.

Ing. Wolfgang Leitzinger:
Wir beschäftigen uns aber prinzipiell in modernen Gebäuden mit Zu- und Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung.
. . .
dann können wir mit der Raumluft, die schon eine gewisse Kondition hat, auch die Außenluft konditionieren. Das ist der große Vorteil einer Zu- und Abluftanlage.
Wir wollen uns konzentrieren auf die Komfortlüftung.
Komfortlüftung ist ein Marketingbegriff. Deckt großen Teil ab, wo sich Menschen aufhalten: Wohnbereich, Schulen, Kindergärten, Versammlungsräume, Bürobereich.
Die Zuluft- und Abluftmengen, gemessen in Kubikmetern pro Stunde, müssen übereinstimmen: Es muss also genauso viel Luft pro Sekunde abgesaugt werden wie der Wohnung über den Zuluftventilator inklusive Undichtheiten in der Gebäudehülle, über die auch Lüft hereinkommt, zugeführt wird, damit weder ein Überdruck noch ein Unterdruck in der Wohnung entsteht.
Diese beiden Luftmengen müssen also auf einander abgestimmt werden. Die Anlage muß in Balance sein, im Gleichgewicht, daher spricht man bei dieser Art von Anlagen auch von "balancierten Anlagen".